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[☆012] Die Farm #2 - Der Horrorhase - Kurzgeschichte

Hallo lieber Lesestern, und zum zweiten Mal heißt es Frohe Ostern! Ich hoffe du genießt den Tag, das Wochenende und vor allem die Ostereier 🥰 Heute gibts von mir ein kleines Special: Die Fortsetzung zur Halloween Geschichte "Die Farm". Aber es ist keine wirkliche Ostergeschichte und geht mehr in den Horror/Action Bereich. Wer also lieber was osterliches lesen möchte, sollte stattdessen bei "Die Göttin und der Hase" vorbeischaun 🤗 Die ist dann vielleicht eher was für dich.


Was bisher bei "Die Farm" geschah: Chris hat eine Halloween Party verlassen und sich allein auf den Weg nach Hause gemacht. Doch seltsame Schritte haben ihn bis nach Hause verfolgt. Bei dem letzten Versuch, das Wesen zu vertreiben, wird er mit einem grünen Mal gezeichnet. Was Chris nicht weiß, ist dass es eben dieses Mal war, das ein weiteres Wesen davon abgehalten hat, ihn in der Halloween Nacht umzubringen. Seine Familie jedoch hatte nicht so viel Glück.



Schreib mir gerne wie dir die Geschichte gefallen hat! Ich überlege übrigens hin und wieder Chris Geschichte fortzusetzen, ich würde mich also riesig über dein Feedback freuen.


Und jetzt: Viel Spaß beim lesen!

Euer Jerry


Gusliger Hase und Ostereier auf einem Haufen

Die Farm - Der Horrorhase

Seit Halloween ist nun fast ein halbes Jahr vergangen. Noch immer leidet Chris unter den Folgen dieser schrecklichen Nacht. Für andere ist Halloween weiterhin ein lustig schauriger Abend mit Diabetes Gefahr, für Chris ist es nun der Todestag seiner Familie. Während es anfangs noch hieß, die Polizei würde den Mord auf jeden Fall klären, scheint die Aufklärung immer mehr im Sand zu verlaufen. Sie hatten ihn zum Hauptverdächtigen deklariert, um das Ganze überhaupt vorwärtszutreiben, doch es gab keinerlei Beweise und die Staatsanwaltschaft hat ihn schließlich für unschuldig erklärt. Seitdem scheint keiner mehr Interesse daran zu haben, den tatsächlichen Mörder zu finden.


Chris allein kennt die Wahrheit, doch wer würde ihm glauben, wenn er von dem unsichtbaren Wesen sprechen würde, welches ihm in jener Nacht gefolgt war? Obwohl er sogar mit einem grünen Mal an der Hand gezeichnet wurde, ist das einfach zu absurd. Er würde es selbst für Schwachsinn erklären, wenn er nicht dabei gewesen wäre.


Da er noch nicht volljährig war, wurde Chris in einer staatlichen Einrichtung für schwererziehbare Jugendliche untergebracht. Der Polizeibeamte, der ihn zum Mörder erklärt hatte, hatte das erwirkt um auf Nummer sicherzugehen. Und da er nirgends sonst hinkonnte, hatte sich Chris nicht groß dagegen gewehrt.

Doch obwohl er nun so weit von der Zivilisation entfernt ist, kommt er nicht umhin sich ständig beobachtet zu fühlen. Je näher die Osterfeiertage rückten, desto stechender wurde der Blick in seinem Nacken. Und aus einem, ihm unbekannten Grund, hält es die Schüleraufsicht für eine super Idee, die Jugendlichen auch noch nach Ostereiern suchen zu lassen.


Während es draußen stürmt und regnet, wie es sich für einen typisch deutschen Frühling gehört, hastet Chris durch die dunklen Flure der Einrichtung. Das Internat befindet sich in an einem schwer zugänglichen Platz in den Bergen. Es ist ein großes Gebäude, das sich unangenehm in die Umgebung einfügt. Würde jemand Chris danach fragen, würde er sogar sagen, dass der Betonblock einen ungemeinen Bruch in der Ästhetik der Alpen darstellt. Das sich Chris überhaupt über sowas Gedanken macht, liegt auch nur daran, dass der Ort stinklangweilig ist. Er hatte die Wahl zwischen ästhetischen Fragen zur Umgebung oder der Erinnerung an die zerfetzten Leichen seiner Familie. Unnötig zu erwähnen wie leicht ihm die Entscheidung fiel.


Während er so durch die Flure eilt, ohne klares Ziel, spürt er es wieder. Ein britzeln macht sich in seinem Nacken breit und das grüne Mal an seiner Hand fängt an zu jucken. Etwas wird passieren. Er weiß zwar nicht was, aber jedes Mal wenn er dieses Gefühl hat, passiert irgendwas Merkwürdiges in seiner Nähe.

Seit jener verhängnisvollen Nacht spürt er 'Dinge'. Chris kann es nicht in Worte fassen, doch er weiß, dass da etwas ist, oder jemand, der ihn verfolgt. Und diesem Gefühl folgt meistens ...

«Ahhh!»

Ein Schrei zerreißt die Stille, die sich über der Einrichtung breitgemacht hatte. Gehetzt hastet Chris um die nächste Ecke und sieht gerade noch, wie jemand aus dem Fenster fällt. Bunt bemalte Ostereier kullern über den Boden und durch eine Blutspur hindurch. Er hebt die Eier auf und starrt entsetzt hinaus, doch es ist niemand mehr zu sehen. Er ist zu spät.

In seinem Inneren macht sich ein Schuldgefühl breit. Chris ist sich nicht sicher, ob es seine Schuld ist, dass schon wieder jemand angegriffen wurde. Und auch wenn er es noch nicht versteht wie, aber irgendwie hat er damit zutun, dass Menschen verletzt werden oder gar sterben.


Hinter ihm erklingen Schritte, noch jemand musste den Schrei vernommen haben. Wenn man Chris hier finden würde, bekommt er ernsthafte Probleme. Wie sollte er auch die Blutspur erklären?

So schnell er kann, klettert er aus dem Fenster und springt aus dem ersten Stock in einen Busch. Regungslos hält er sich von den Blättern verdeckt, an die Wand gepresst. Erst als jemand über ihm die Fenster schließt, wagt er es, aufzuatmen und seinen Platz zu verlassen. Er wundert sich nicht wirklich, weshalb die Person keinen Alarm schlägt. Hier läuft das alles ein bisschen anders. Doch es wird nicht lange dauern, ehe das Sicherheitspersonal der Einrichtung anfängt, die Spuren zu verfolgen. Chris könnte einfach zurück in sein Zimmer gehen und alles vergessen, doch etwas sagt ihm, dass es dafür längst zu spät ist. Sechs Monate zu spät, um genau zu sein.


Beim Aufstehen fällt Chris Blick auf weitere Ostereier. Versteckt im Gebüsch hatte sie jemand wie eine Spur ausgelegt und mit Blut für ihn markiert. Es würde nicht lange dauern, bis der Regen die Hinweise für immer ausgelöscht hatte.

Statt die Biege zu machen, folgt er den Eiern und sammelt sie dabei auf, um niemanden sonst auf diese Fährte zu führen. Seine Hände sind schnell blutverschmiert und ihm ist klar, dass es nun wirklich kein Zurück mehr gibt. Dieses Mal würde man Beweise finden, die gegen ihn sprechen, schließlich hat er seine Fingerabdrücke überall verteilt. Kein Gericht der Welt würde ihm glauben, dass er nichts getan hatte. Auch wenn er im Augenblick nicht einmal weiß überhaupt, was passiert war. Gegen die Furcht in seiner Brust schluckend, geht er weiter und entfernt sich immer mehr von dem Internat. Die Spur führt ihn einen Bergpfad hinauf. Seine Taschen voller Ostereier werden schwerer und machen ihm den Aufstieg somit deutlich umständlicher. Die Luft um Chris herum wird dünner und der Pfad schmaler. Lockt ihn der Mörder etwa auf die Spitze hinauf? Befindet sich dort vielleicht sogar ein ganzes Nest voller Monster? Würde er erneut eine Leiche mit bekanntem Gesicht vorfinden?

Chris schüttelt seinen Kopf. Er darf nicht drüber nachdenken. Weiter, er muss immer weitergehen.


Wieder macht sich das Gefühl in ihm breit beobachtet zu werden und auf einmal leuchtet sein ungewolltes Tattoo hell auf. Eine grüne Membran bildet sich um Chris herum wie eine Kuppel und schimmert leicht. Aus einem Gefühl heraus dreht er sich ruckartig um und findet sich einem seltsam unförmigen Wesen gegenüber. Wie farbloses Gelee wackelt es im Wind und seine roten stechenden Augen scheinen Chris förmlich aufzuspießen. Ein Schlitz öffnet sich unterhalb der Augen des Puddingmonsters und gibt ein breites Maul frei, das mit unzähligen spitzen Zähnen besetzt ist. Es macht seltsame Geräusche, die Chris jedoch nicht versteht. Erneut leuchtet das Mal auf und wie von Zauberhand werden aus den Tönen Wörter. Mit wild klopfendem Herzen horcht Chris auf.


«Du bist der Spur des Todes gefolgt, damit ist der Pakt besiegelt», gurgelt das Wesen. Unverständnis zeichnet sich auf Chris Gesicht aus, doch seine Angst legt sich seltsamerweise. Er erkennt das Monster und er erinnert sich an das Gefühl, als er damals durch es hindurch geschlagen hatte. In der Nacht, als seine Familie starb. Seine Verwirrung schlägt in Zorn um – dem Vieh hatte er es also zu verdanken, dass er jetzt ein Waise ist. Ehe er dem Wesen die Meinung geigen kann, vernimmt er wieder dessen Stimme: «Ich bin nicht dein Feind, doch ich kann dir helfen jenes Wesen zu finden.»


Mit den verklingenden Worten verschwindet die Silhouette des Puddingmonsters und Chris steht wieder alleine da. Noch immer glühen sein Arm und die Membran um ihn herum. Da er nicht versteht, was passiert, versucht er es zu ignorieren. Die Schultern straffend folgt er weiter der Spur aus Ostereiern und landet wenig später auf einer Aussichtsplattform. Stockend bleibt er stehen, sein Atem entweicht ihm vor Schreck und plötzlich steht er von Angesicht zu Angesicht mit der Horrorversion des Osterhasen. Leuchtend rote Augen starren Chris nieder, während Blut aus dem Fell des Hasen auf den Boden tropft. Viele Stellen des Pelzes fehlen und geben zerfetztes Fleisch und Knochen frei. Überall um auf der Plattform liegen verstreut die kunstvoll bemalten Ostereier und unter dem Monster liegt ein Junge aus dem Internat. Ein Blick reicht, um festzustellen, dass jede Hilfe zu spät ist. Chris nimmt an, dass er es war, der zuvor geschrien hatte, und kommt nicht umhin, sich schlecht zu fühlen. Wäre er doch nur schneller gewesen.


Eine Stimme dringt in Chris Kopf ein und flüstert ihm zu, was er machen soll, wenn er nicht als Osterschmaus enden will. Zuerst ist er versucht, die Worte zu ignorieren, doch da ihm nichts Besseres einfällt, folgt er den Anweisungen und stürmt auf den Hasen zu. Wild schlägt sein Herz dabei und scheint ihn davon abhalten zu wollen, doch Chris läuft weiter. Angst peitscht durch seine Adern und eine furchteinflößende Taubheit macht sich in seinem Kopf breit. Das Leuchten des Tattoos wird intensiver und plötzlich schließen sich seine Finger um einen kalten Stab. Grünes Licht wandert durch das Eisen und bildet an dessen Enden je eine große giftgrüne Speerspitze.


Mit einer ungewohnten Leichtigkeit springt Chris in die Luft und richtet die Zweililie auf das Monster. Der Osterhase brüllt auf und Geifer spritzt in alle Richtungen. Er breitet seine Pranken aus, um Chris aus der Luft zu pflücken, da durchstößt die grüne Spitze bereits das weiße Fell. Ein dickflüssiger Schleim kommt aus der Wunde. Verzweifelt schlägt das Tier erneut nach Chris, doch die Membran hält die Pranke auf und lässt ihn zurückprallen.

Schmerzerfüllt brüllt der Osterhase auf und Chris nutzt die Gelegenheit, um erneut zuzustechen. Wie in Rage versetzt versenkt er die Klingen immer wieder in dem weichen Fell und sorgt damit dafür, dass der Hase komplett vom Schleim eingehüllt wird. Dieser wächst aus all den Wunden, bis schließlich das gesamte Monster von der schleimigen Masse umgeben ist. Ein letzter Schlag und der Schleim, fällt in sich zusammen wie ein Ballon ohne Luft und verschwindet im Nichts. Ebenso der Hase.


Zurück bleibt einzig ein Smaragd, der von der Form her Ähnlichkeiten mit den Ostereiern aufweist. Chris hebt das Ei aus einem Gefühl heraus vom Boden auf und steckt es in seine Tasche.

Ein letztes Mal leuchtet sein Arm auf, dann verschwinden die Waffe und die Membran. Auch die Leiche seines Schulkameraden und das viele Blut sind auf einmal fort. Übrig bleiben nur Chris und die Ostereier. Sogar der Himmel klart mit einem Mal auf und zeigt die Sonne in ihrer vollen Pracht.


«Oh, wo kommen denn all diese Eier her?», ertönt hinter Chris auf einmal die Stimme der Heimleiterin. Er dreht sich langsam um und blickt einem ganzen Haufen Leute entgegen. Die Leiterin und einige Schüler hatten wohl während der Ostereiersuche beschlossen, eine kleine Wanderung zu unternehmen. Freudig werfen sie sich auf die vielen Eier und schnell ist Chris vergessen. Nur er selbst steht weiter ratlos neben sich und versucht herauszufinden, in was für einen Wahnsinn er da nur reingeraten ist.

«Danke für das Mahl», ertönt ein letztes Mal die Stimme des Puddingmonsters, ehe Chris schwarz vor Augen wird und er von dunklen Albträumen gejagt wird. Dabei fühlt er noch immer die Blicke im Nacken und das kalte Eisen in seiner Hand. Und beim Aufwachen, als seine Augen sich auf die graue Decke des Krankenzimmers richten, ist ihm klar, dass er Teilnehmer eines grausamen Spiels geworden ist. Wie zur Bestätigung ertönt ein unheimliches Lachen in seinem Kopf und das Tattoo glimmt auf.


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