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[☆005] Die Zwerge - Das Heilkraut - Kurzgeschichte

Hallo lieber Lesestern,


wir sind schon bei der fünften Kurzgeschichte zu den Zwergen angekommen :D und damit geht heute endlich die Geschichte rund um Tuagh und die Ruguru weiter. Schließlich wollen wir doch noch herausfinden, ob es unserem Lieblingszwerg schon wieder besser geht.


Zu letzt haben Ruguru und einige Helfer den verschütteten Zwerg in den Mienen gefunden. Jetzt kümmert sich die Heilerin Ouro um ihn. Ob sie ihm wohl helfen kann? Jarig möchte es herausfinden.


Ich hoffe die Geschichte gefällt dir.


Dein Jerry


Heilkräuter

Das Heilkraut

Schon früh am Morgen hat sich Jarig auf den Weg zum Haus der Heilerin gemacht. Völlig übermüdet bittet sie den Zwerg hinein. “Wie geht es den beiden?”

“Es ... also Ruguru wird wieder. Die Erschöpfung hat sie eingeholt und ... naja, ein paar Stunden schlaf reichen da bereits.”, schüchtern sieht Ouro bei ihrer Erklärung überall hin, nur nicht zu Jarig. Da dieser, ihre Eigenarten gewohnt ist, übergeht er es schlicht. Damit fahren sie sonst auch am besten, besonders da die blonde Zwergin mit den Pausbacken, generell eher schüchtern ist.

“Und Tuagh?”, stellt er daher lieber die einzige Frage, die ihm im Augenblick wichtig erscheint. Statt zu antworten, beißt sich Ouro auf die Lippen und fängt an ihre Finger zu kneten. Verwirrt nimmt Jarig das auf. Diese Eigenarten gehören nicht zu ihrer Schüchternheit. So verhält sich die Heilerin nur, wenn sie nicht weiß, wie sie schlechte Nachrichten überbringen soll.

“Wird er sterben?”

 Wild schüttelt sie den Kopf und lässt ihre Haare durch die Luft fliegen. “Nein!”

“Ouro, was dann? Raus damit!”

Bemüht beherrscht versucht er, sie zum Reden zu bringen, doch seine Laune ist längst am Tiefpunkt angekommen. Einen Freund im Kampf zu verlieren, Seite an Seite gegen einen übermächtigen Feind, das ist in Ordnung. Für Zwerge sogar der höchste Tribut, den sie im Leben erringen können. Zu sterben gehört für sie zum Leben dazu, genauso wie das Atmen. Aber nicht so. Nicht durch einen Mieneneinsturz. Ungesehen und ohne Ehre. Das hat kein Zwerg verdient und am allerwenigsten Tuagh.


Erneutes stammeln, reißt ihn aus seinen düsteren Gedanken.

“Seine äußerlichen Wunden ... konnte ich behandeln. Aber ... also ... die Organe wurden stark gequetscht und ... ohne die richtigen Kräuter kann ich nichts tun.”

Nah an seinen Grenzen lauscht der Zwerg der langen Erklärung. Aber in seinen Ohren klingt nichts davon sonderlich tragisch.

“Okay und warum benutzt du dann nicht einfach diese Kräuter?”

“Weil ich sie nicht hier habe”, quiekt sie, sieht ihm dabei versehentlich direkt in die Augen und dreht sich geschockt um. Mit dem Rücken zu Jarig stehend flüstert sie: “Die Kräuter gibt es nur im Wald am Hang.”

Jetzt versteht er das Problem. Es gibt genau drei gefährliche Orte auf der Zwergeninsel. Die Mine, der große See in der Mitte der Insel und der Wald am Hang. Dem bleiben die Zwerge für gewöhnlich fern. Nur selten bauen sie Gegenstände, für die Holz benötigt wird. Entsprechend kümmert sich aber auch keiner um den Forst, der in der Zwischenzeit wahnsinnig verwildert ist. Aufgrund seiner Lage bietet er zudem die Gefahr, jederzeit ins Meer zu stürzen.

Mit den Schultern zuckend nimmt Jarig es hin.

“Hast du ein Bild oder so von den Kräutern? Dann geh ich los und hol sie dir.”


Wieder treffen ihn die mausgrauen Augen der Zwergin, doch diesmal schaut sie nicht sofort weg. Rot werdend stammelt sie wahllose Silben. Ehe er sie kurz und knapp mit ihrem Namen anspricht. Dadurch wieder in der Spur, wirft sie sich auf ihren Schreibtisch und wühlt zwischen unzähligen Büchern, Schriftrollen und losen Papieren herum. Bis sie scheinbar gefunden hat, wonach sie sucht.

Ouro drückt ihm einen gelblichen Zettel in die Hand, auf dem ein blaues Kraut mit kleeförmigen Blättern abgebildet ist.

“Das ist es. Du ... also am besten ... findest du es in der Nähe von Moos.”

Bevor die letzte Silbe verklingt, verschwindet sie bereits im Hinterzimmer und Jarig bleibt allein zurück.

“Gut, dann also auf zur Schatzsuche in den Wald”, seufzt er.


Ehe er sich auf den Weg macht, holt er sich Verstärkung im Dorf. Schließlich liegt nicht nur ihm etwas an dem Überleben des Freundes und keiner braucht noch einen weiteren Verunglückten.

Zusammen mit Cazador, Leroy und Horo wandert er wenig später über die Insel. Der Wald liegt genau auf der gegenüberliegenden Seite und ist damit maximal weit vom Dorf entfernt. Für den Weg brauchen sie normalerweise zwei Stunden, heute schaffen sie es in nur einer.

Leroy, einer der Schmiede der Insel und Horo, ihr Kräuterkundler machen sich gleich auf den Weg, den Wald im Westen abzusuchen. Während er selbst mit dem Dorfvorsteher im Osten anfängt. Da sie nur einen moosigen Hinweis haben, bewegen sie sich sehr vorsichtig durch den Wald.


“Er wird schon wieder.”

Kräftig klopft ihm Cazador auf den Rücken und klettert über eine große Wurzel.

“Wie kannst du dir da so sicher sein?”

Obwohl es nicht seine Art ist, liegt eine gewisse Unsicherheit in Jarigs Frage. Er ist nie unsicher. Bis heute war ihm nicht einmal klar, dass er dieses Gefühl überhaupt empfinden kann.

Der Schulze dreht sich halb auf der Wurzel liegend zu ihm.

“Na, weil ich euch hab aufwachsen sehen. Tuagh schafft das. Der hat noch ein verdammt langes Leben vor sich. Glaub mir!”

Damit lässt er sich auf der anderen Seite runterrutschen und verschwindet aus Jarigs Sichtfeld. Gerade will er dem Älteren folgen, da brummt dieser “Habs gefunden!” und eine Hand mit samt des gesuchten Krauts taucht über der Wurzel auf.


Erleichterung durchflutet den Zwerg. Schnell hilft er Cazador beim zurückklettern. Dann machen sie sich auf den Weg, die anderen beiden wieder einzusammeln.

Horo winkt ihnen dabei auf halben Weg mit dem gleichen Kraut zu. Strahlend über das ganze Gesicht machen sie sich auf den Weg zurück und überreichen Ouro die Heilkräuter.

Von der Menge an Testosteron völlig überfordert, schnappt sie sich leise fiepsend die Pflanzen und stürzt davon. Lachend verabschieden sich drei der Männer und machen sich wieder an ihr Tagesgeschäft.

Nur Jarig bleibt und setzt sich an den unordentlichen Tisch. Nach einer Weile kommt Ruguru aus einem der angrenzenden Zimmer. Müde sieht sie ihn an und lässt sich neben ihn plumpsen. Stumm warten sie.


Draußen neigt sich der Tag bereits dem Ende zu, als Ouro endlich zu ihnen kommt. “In ein paar Tagen, wird er wieder ganz der Alte sein.”

Lächelnd fixiert sie dabei ihren Blick rein auf Ruguru. Das die Zwergin versucht, ihn zu ignorieren, hält Jarig nicht davon ab sie in eine feste Umarmung zu ziehen.

“Das hast du fantastisch gemacht Ouro!”

Lachend dreht er sie ihm Kreis und eilt dann nach draußen. Ruguru kichert bei dem Anblick der zerzausten und knallroten Heilerin. Sie versteht Jarig nur zu gut. Auch sie könnte im Augenblick kaum glücklicher sein.


 
 
 
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