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[☆002] Die Zwerge - Ausflug in die Mine - Kurzgeschichte

Hallo lieber Lesestern,


heute gibt es eine neue Kurzgeschichte und damit auch schon das nächste Abenteuer von Tuagh und Ruguru.

Heute bekommt die Zwergin ein bisschen mehr Aufmerksamkeit und unternimmt einen spontanen Ausflug. Der Titel verrät auch schon wohin, doch wieso?


Dazu gibt es auch noch eine keine Hintergrundinfo: Tugah ist tatsächlich ein Charakter aus 'Not the Hero'. Auch da hat mein grummeliger Zwerg eine Rolle bekommen. Wenn du ihn in den Kurzgschichten magst, wirst du ihn in meinem Buch lieben ❤️😉


Ich hoffe die Geschichte gefällt dir. Über Feedback würde ich mich wie immer freuen!


Dein Jerry


Tunnelblick

Ausflug in die Mine

„Es ist weg, es ist einfach weg!“, wie eine Wilde schmeißt Ruguru alles in der Küche um. Zieht Schubladen raus und leert ihren Inhalt auf den Boden. Sie wirft Töpfe und Pfannen durch die Gegend. Gerade als sie panisch im Speiseschrank nachsehen will, öffnet sich die Tür zu der kleinen Küche. Tuagh steht, mit einem Eimer voller Fisch, im Eingang und starrt verwirrt auf das Schlachtfeld. „Bei den Göttern, was ist hier passiert? Haben wir einen Semasa übersehen?“ „Was? Nein!“, empört richtet sich die Frau zur vollen Größe auf. „Es ist weg!“ Dabei starrt sie ihm so eindringlich in die Augen, dass ihm die Frage nach dem ‚was‘ nur schwer über die Lippen kommt. Es scheint ja offensichtlich zu sein, zumindest für seine Base.


Kaum stellt er die Frage, macht sich die Empörung auf ihrem sommersprossigen Gesicht breit. „Wie kannst du ... Vergiss es.“ Ruguru dreht sich um und eilt in den Schankraum. Tagsüber betreibt sie dort einen Gasthof und nachts ein Besäufnis. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Alkohol in so einen Zwerg reinpasst. Doch heute scheint die Frau kein Interesse daran zu hegen, ihren Laden zu öffnen. Nach ein paar Minuten stürmt sie wieder in die Küche. In den Händen einen offenen Tonkrug tragend. Auffordern hält sie dem Zwerg den Krug hin. „Was soll ich damit?“ Sie verdreht die Augen, dann dreht sie den Behälter so, dass er das Innere sieht. Er ist leer. „Da sollten Emascair drin sein! Aber sie sind weg. Ich habe überall nachgesehen. Außer ...“ Ihr Blick wandert zu dem saftigen Apfelkuchen, der frisch aus dem Ofen ist. Bevor sie dem Gedanken in seinem Inneren, nach was auch immer, zu suchen, ergreift Tuagh das Wort. „Und was ist ein Emascair?“ Blinzelnd richtet sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn. „Na damit wird der Met gemacht.“ „Wird dafür nicht Honig genommen?“ Ihr Blick verdeutlicht, dass auch das eine dumme Frage war. Doch Ruguru scheint keine Lust mehr zu verspüren, dieses Gespräch fortzusetzen.

Schwungvoll dreht sie sich weg, klemmt sich den Tonkrug unter den einen und ihren Schal unter den anderen Arm. Mit wehendem Haar stürmt sie aus dem Haus. Seufzend sieht Tuagh ihr nach. Statt ihr nachzulaufen, fängt er an die Küche und die Speise aufzuräumen. Die Braunhaarige ist alt genug, um auf sich aufzupassen. Zumal auf ihrer kleinen Insel selten, was passiert. Mal abgesehen von gelegentlichen Angriffen.


Ruguru unterdessen wirft sich im Stechschritt den dunkelgrünen Schal über die Schultern. Wie die meisten Zwerge kann sie mit Gequatsche nichts anfangen. Fest entschlossen neues Emascair zu besorgen presst sie den Krug an sich. Erst vor der Mine angekommen wird sie langsamer. Die Stollen sind alt und teilweise baufällig. Es nur ausgewählten Zwergen erlaubt hinein zu gehen und immer nur in Gruppen. Die Schultern straffend macht sie sich auf den Weg. Verwinkelte Gänge, durch die ein unangenehmer Luftzug pfeift, sowie alles verschlingende Finsternis begrüßen sie. Ein Schauder läuft durch ihren Körper. Angst macht sich in ihr breit. Doch sie ist zu stolz, um umzukehren.

Stattdessen legt sie eine Hand an die Wand und aktiviert einen Automatismus. Dadurch zum Leben erweckt, fangen Kristalle an zu leuchten. Überall um sie herum und in den verschiedensten Farben. Die Lichtkristalle weisen ihr den Weg und Ruguru folgt ihnen. Tiefer und tiefer führt sie ihr spontaner Ausflug unter die Zwergeninsel.

Schon seit Generationen sammelt ihre Familie in der Mine Emascair von den Nahla. Liebenswürdige Kreaturen, die nur an den dunkelsten Orten leben. Wäre ihr Vater nicht vor zwei Jahren gestorben, hätte er die Zwergin ebenfalls mit den Pfaden vertraut gemacht. Doch dazu war es nie gekommen.

Als die Kristalle wie aus dem Nichts aufhören ihr angenehmes Licht zu verstrahlen, zischt die junge Frau auf. Ruguru fürchtet die Dunkelheit wie kaum was anderes. Sie versucht, stark zu bleiben, kann aber die Tränen nicht aufhalten. Entkräftet sinkt sie zu Boden. Den Topf fest in den Armen haltend. Herzzerreißend schluchzt sie auf.

Erst ein tiefes summen, lässt sie den Kopf wieder heben. Doch in der Dunkelheit erkennt sie zuerst nichts. Das Geräusch nähert sich und auf einmal biegen kleine orange-schwarz befellte Fische um die Ecke. Schwimmen auf Ruguru zu und um sie herum. Erfüllen die dunkle Höhle mit spärlichem Licht in den Farben ihres Fells. Dabei werfen die seltsamen Tierchen mystische Schatten gegen die Wände. Es beruhigt die Braunhaarige, lässt den Zwergenmut neu entflammen. Sie wischt die Tränen weg und geht weiter. Die Nahla folgen ihr. Hin und wieder umschmeicheln sie das sommersprossige Gesicht und schwirren durch ihre Locken. Kichernd sieht sie ihnen dabei zu, die Finsternis der Mine fast vergessend.


Immer tiefer folgt sie dem Stollen, bis in einen kleinen Raum. Überall verteilt wachsen wabenförmige Bienenstöcke. Ruguru ist von dem Anblick wie gefesselt. Die Farbe erinnert sie an Bernstein und ein angenehm süßlicher Geruch weht ihr um die Nase. Ganz unrecht hatte Tuagh nicht, Emascair ist eine Art Honig. Nur eben nicht von klassischen Bienen.

Die Nahla laichen kleine Kügelchen ab, in denen sich der süße Nektar befindet. Die überquellenden Waben wurden schon eine lange Zeit nicht mehr abgeerntet. Ruguru kniet sich vor einen besonders vollen Stock und fängt an, die Honigkugeln vorsichtig zu lösen und in ihren Topf plumpsen zu lassen.

Fröhlich fangen die Nahla an zu summen. Das Geräusch prallt von den Wänden ab und entwickelt sich zu einer wohltuenden Symphonie. Ihre Ängste mittlerweile völlig vergessend, füllt sie den Tontopf bis zum Rand. Den Fischbienen versprechend bald wiederzukommen um die anderen Stöcke abzuernten, verabschiedet sie sich.


Mit neuem Mut folgt sie dem Stollen zurück zum Eingang der Mine. Endlich wieder unter Tageslicht angekommen lacht sie und macht sich dann auf den Weg in ihren Gasthof. Tuagh hat in ihrer Abwesenheit nicht nur aufgeräumt, sondern auch die Gäste bewirtet. Dankbarkeit durchflutet die Zwergin. Sie kann sich wirklich auf den Vetter verlassen. Grinsend drückt sie ihm einen Schmatzer auf die Wange und eilt dann in die Küche.

Sofort holt sie einen Krug hervor und aus der Speise den vorbereiteten Alkohol. Sie nimmt eine Handvoll Emascair und öffnet die Kugeln vorsichtig, lässt die zähflüssige Masse in den Krug tropfen. Der bärtige Zwerg stellt sich neben sie und schaut staunend dabei zu wie sich die vorher klare Flüssigkeit verändert und die Met typische goldene Farbe annimmt. Strahlend vor Stolz drückt sie ihm den Krug in die Hand. Die Augenbrauen hebend starrt er hinein, dann zuckt er mit den Schultern und nimmt einen kräftigen Schluck. Der bekannte Geschmack des Honigweins haftet sich an seine Zunge und rinnt mit einem angenehmen Brennen die Kehle hinab. Genüsslich leckt er sich die Reste von den Lippen. Er versteht zwar noch immer nicht, was der Unterschied zwischen Honig und den Emascair ist. Doch er will verdammt sein, wenn das nicht der beste Alkohol der Insel ist. Ruguru bereitet weitere Krüge vor und stapft dann voll beladen in den Schankraum zurück. Der Ausflug hat sich definitiv gelohnt. Sehnsüchtig wird sie bereits von den Gästen erwartet. Denn es gibt nur eines, was Zwerge mehr lieben als Kämpfe und das ist ein ordentliches Besäufnis.

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