[❦018] Wie viel darf ein Buch kosten?
- Jeremy
- 30. Juni
- 10 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 6 Tagen
Hallo Leseheld,
vielleicht hast du es gemerkt: 2025 kratzt selbst das schnuckelige Taschenbuch oft an der 20 €-Marke wieso kosten manche E-Books fast so viel wie ihr Print-Bruder – und weshalb ruiniert ein 0,99 €-Schnäppchen womöglich gerade den nächsten Band deiner Lieblingsreihe? Zeit für einen tiefen Blick ins Preispuzzle und hinter die Kulissen, mit Beispielen aus meiner eigenen Relaität was die Gestaltung von Buchpreisen angeht.

Kapitel 1 - Warum sind Bücher so teuer geworden?
Das Preisschild eines Buches ist ein kleiner Stammbaum: Jeder Euro daran zeigt, wo in der Produktions- und Lieferkette zuletzt etwas teurer geworden ist. 2022 – 2024 war diese Kette eine Dauerbaustelle, und 2025 hat sie sich noch nicht vollständig erholt. Die wichtigsten Kostentreiber im Überblick:
Papier wird zum Edelrohstoff.
Nach den pandemiebedingten Werkstillständen explodierten die Zellstoff- und Papierpreise; einzelne Sorten legten in Europa über 50 % zu. 2025 kündigte Sappi Europe – einer der Marktführer – „ausdrücklich wegen gestiegener Rohstoffkosten“ einen weiteren Aufschlag von 8 % für Grafik- und Buchpapiere an. Papierzulieferer sprechen offen davon, »Preisniveaus von vor 2020 nie wieder zu sehen«.
Energie & Transport schlagen doppelt zu.
Druckereien betreiben riesige Trocknungs- und Bindestraßen; ihr Stromverbrauch liegt weit über dem klassischer Industriebetriebe. Die Energiepreise, die 2023 schon Rekordwerte erreicht hatten, blieben 2024/25 hoch – parallel zogen Frachtkosten an. Ein Container von Rotterdam nach New York kostet laut Branchenportalen noch immer rund 40 % mehr als 2019. Bücher sind schwer und brauchen Volumen, jede Diesel- und Stromerhöhung rauscht direkt in den Endpreis.
Kleinere Auflagen verteilen Fixkosten auf weniger Exemplare.
Der Buchmarkt fragmentiert: Mehr Titel, gezielte Nischen. Statt 20.000er Erstauflagen kalkulieren Verlage heute oft mit 5.000 Stück oder Print-on-Demand. Dieselben Fixkosten – Einrichtung der Maschine, Lagermiete, Marketing – verteilen sich also auf viel weniger Exemplare. Auch durch den gestiegenen Markt rund um Selfpublisher Bücher die sehr häufig auf Print-on-Demand-Dienste setzen, wird deutlich, wie viel teuerer die entsprechenden Druckereien sind.
Personal- und Lohnkosten steigen.
Die EU-Tarifabschlüsse 2024/25 hoben Löhne in der Druck- und Logistikbranche um bis zu 6 % an – nötig wegen Inflation, aber spürbar im Stückpreis.
Selfpublishing-Schock: Amazon dreht an der Marge.
Seit dem 10. Juni 2025 sinkt die KDP-Royalty für Paperbacks unter 9,99 USD von 60 % auf 50 %. Dazu kommen leicht höhere Druckkosten. Wer als Indie weiter verdienen möchte, erhöht zwangsweise den Listenpreis um den gleichen Umsatz beizubehalten. Ein Taschenbuch, das 2024 noch 14,99 € kostete, liegt 2025 schnell bei 17,99 €.
Inflation frisst Reserven.
Die allgemeine Produzentenpreisstatistik der EU zeigt 2025 gegenüber 2024 nochmals +3 % – getrieben vor allem von Energie und Chemie (dazu zählt Papier). Selbst wenn einzelne Kostenstellen stagnieren, bleiben die Gesamtausgaben auf Plateau.
Die Kalkulation eines 350-Seiten-Paperbacks, das 2019 entspannt für 12 € zu haben war, weist heute allein 4–5 € Druck- und Logistikkosten aus. Rechnet man Verlagsspanne, Buchhandelsrabatt oder KDP-Gebühren und eine bescheidene Autorentantieme ein, landet der faire Ladenpreis schnell bei 14 – 17 €. Anders ließe sich die Lieferkette schlicht nicht finanzieren – und das erklärt, warum der Buchkauf 2025 im Portemonnaie deutlicher zwickt als noch vor wenigen Jahren.
Kapitel 2 - Warum liegen E-Book Preise kaum darunter?
Auf den ersten Blick wirkt der Digitalpreis paradox: Kein Papier, kein Lkw, keine Rücksendungen – und trotzdem verlangen Verlage 7 – 12 € für die Datei. Dahinter steckt ein ganzes Paket unsichtbarer Kosten und strategischer Zwänge. Auch Selfpublisher unterliegen vielen davon, dennoch bieten sie ihre Bücher häufiger zu Dumping Preisen an. Warum? Weil sich leider noch immer das Gerücht hält, sie wären Qualitativ nicht so hochwertig wie Verlagsbücher. Viele Leser*innen sind entsprechend nicht bereit mehr zu bezahlen, weil sie dem unbekannten Namen auf dem Buch nicht trauen. Doch das stimmt schon lange nicht mehr! Aber dazu weiter unten mehr.
Alle klassischen Vorlaufkosten bleiben erhalten.
Coverdesign, Lektorat, Korrektorat, Satz, Rechteverwaltung, Marketing – alles, was vor dem Druck passiert, schlägt beim E-Book genauso zu Buche wie beim Hardcover. Für ein professionell produziertes 400-Seiten-Fantasymanuskript kalkulieren Verlage und Selfpublisher grob 2.000 – 6.000 € Fixkosten; auch ohne Papier wollen diese Ausgaben wieder hereinkommen. Und da ist nach oben tatsächlich noch alles offen. Je nach Dienstleister werden die Kosten auch schnell mal fünfstellig.
Mehrwertsteuer, aber immerhin „nur“ 7 %.
Seit Ende 2019 gilt für digitale Bücher in Deutschland der reduzierte Steuersatz – vorher waren es 19 %. Trotzdem liegen auf jedem 9,99-€-E-Book heute knapp 0,65 € Mehrwertsteuer, genau wie auf dem Taschenbuch.
Die Händler kassieren kräftig mit.
Bei Amazon KDP erhält man zwar 70 % Tantieme – aber nur zwischen 2,99 € und 9,99 €. Darüber oder darunter stürzt der Anteil auf 35 %. Zudem zieht Amazon eine „Delivery Fee“ ab (im Schnitt 0,06 $/E-Book), verrechnet vorher die Mehrwertsteuer und überlässt dem Autor erst dann die 70 %. Und das gilt nur, wenn man die Bücher direkt über KDP einstellt. Bücher die z.B. über einen Distributor wie BoD verbreitet werden, unterliegen wieder anderen, deutlich schlechteren Tantimensätze.
Marktlogik statt Herstellungskosten.
E-Books bieten enorme Bequemlichkeit: Sofort-Download, integrierte Suche, Schriftgrößenzoom. Untersuchungen von 2024 zeigen, dass Leser*innen bereit sind, für diese Convenience nahezu Printpreise zu akzeptieren; deshalb schöpfen Verlage die Zahlungsbereitschaft einfach ab. Bei Selfpublishern sinkt diese Zahlungsbereitschaft allerdings ins Bodenlose.
Digital ist nicht kostenlos für Autor*innen.
Wer eine Datei ausliefert, hat trotzdem laufende Kosten: ISBN-Serien, Konvertierungssoftware, Datenbackups, Newslettersysteme und natürlich die Kosten die bereits für das Buch selbst angefallen sind. Außerdem fließen im Self-Publishing fast alle Verkaufsimpulse über kostenpflichtige Amazon- und Facebook-Ads. Ein billiges E-Book generiert also zwar Umsatz, aber kaum Deckungsbeitrag, wenn jede Anzeige schon 0,40 € pro Klick kostet.
Bits lassen sich gratis kopieren – gute Geschichten nicht. E-Books tragen die gleichen Kreativ- und Vertriebskosten wie Prints, zahlen dieselbe Mehrwertsteuer, unterliegen festen Preisbindungen und Plattformgebühren.
Kapitel 3 - Warum Dumpingpreise schädlich sind
Auf den ersten Blick wirkt ein E-Book für 0,99 € wie ein genialer Marketingcoup: Der winzige Preis löst Impulskäufe aus, die Download-Kurve schnellt nach oben, der Bestseller-Rang purzelt nach unten. Also scheinbar ein Rundumgewinn. Doch sobald man die Rechnung hinter den Kulissen öffnet, zerplatzt der Cent-Traum. Bei Amazon KDP fällt jedes E-Book unterhalb von 2,99 € automatisch in die 35-Prozent-Tantiemenstufe; nach Abzug der Mehrwertsteuer bleiben bei einem 0,99-€-Titel kaum 0,29 € pro Verkauf übrig. Schon ein einziger Werbeklick, Amazon-Ads liegen 2025 im Schnitt bei rund einem Euro, reißt das Honorar ins Minus.
Schlimmer noch: Der Spottpreis setzt einen dauerhaft niedrigen Preisanker. Leser, die Band 1 für nicht einmal einen Euro erworben haben, empfinden 3,99 € für Band 2 als Preissprung, obwohl der Autor erst auf dieser Stufe tatsächlich einen erwähnenswerten Umsatz macht. Studien zur Preispsychologie bestätigen, dass Dumping den wahrgenommenen Wert nachhaltig drückt. Hinzu kommt, dass billige Downloads häufig auf To-be-read-Stapeln versanden: Je weniger Geld Lesende investieren, desto eher verschiebt sich die Lektüre, desto später (oder seltener) erscheinen Rezensionen – ein wichtiger Sichtbarkeitsmotor.
Gleichzeitig beraubt Dumping die Autorin des eigentlichen Goldtopfs: Kindle Unlimited. Der KU-Payout lag 2025 bei gut 0,0044 € pro gelesener Seite; ein 300-Seiten-Roman bringt dort also etwa 1,30 € – das Vierfache eines 0,99-€-Verkaufs, und das ganz ohne Werbekosten. Wer seinen Titel jedoch dauerhaft billig anbietet, lenkt potenzielle KU-Leser aus dem Leihmodell heraus und halbiert damit die eigene Marge.
Auch die Plattformalgorithmen honorieren Umsatz stärker als bloße Stückzahl. Zwanzig Verkäufe zu 4,99 € liefern dem Amazon-Ranking ähnlich viel Schub wie viele Dutzend Cent-Downloads, doch sie füllen nebenbei die Kriegskasse für Cover, Lektorate und neue Anzeigen. Schleicht sich hingegen ein Dauerpreis von 0,99 € im Subgenre ein, entsteht der klassische Race-to-the-Bottom-Effekt: Jede nachfolgende Autorin sieht sich gezwungen, noch günstiger anzubieten, bis niemand mehr seine Fixkosten deckt – ein Domino, vor dem Self-Publishing-Verbände seit Jahren warnen.
Ein Einführungsrabatt kann kurzfristig sinnvoll sein, etwa in Form eines Kindle-Countdown-Deals, bei dem trotz reduziertem Preis die 70-Prozent-Tantieme gilt. Als Dauerstrategie jedoch zehrt der Centbetrag an den Finanzen, am Markenwert und letztlich an der Vielfalt des Marktes: Wenn sich ein gutes Lektorat, auffällige Cover und ernst gemeinte Serien nicht mehr tragen, bleibt am Ende vom Schnäppchen nur ein immer dünner werdender Bücherstapel übrig – und das zahlt kein*e Leser*in gern.
Kapitel 4 - Warum Self-Publisher selten „einfach günstiger“ können
Wer im Indie-Regal stöbert, wundert sich oft, warum auch selbstverlegte Titel inzwischen 18 € als Taschenbuch oder 4,99 € als E-Book kosten. Auf den ersten Blick scheint der Indie doch frei von Verlagsoverhead – in der Praxis sitzt er aber in einem noch engeren Kalkulationskorsett und noch weniger monetären Mitteln.
Zum einen diktierten Plattformen wie Amazon, BoD, Tredition etc. die Untergrenzen. Für gedruckte Bücher wird immer automatisch ein Mindestlistenpreis aus Druckkosten und Tantiemensatz errechnet; liegt der Autor darunter, lehnt das System die Eingabe ab. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, ich hätte meine Bücher gerne unter 15 € angeboten, aber ich durfte tatsächlich einfach nicht. Der Mindestpreis musste 16 € betragen und daran hätte ich noch nicht mal was verdient.
Auch im Digitalregal verhindern Plattformen wie Amazon echte Preisspiralen nach unten. Unter 2,99 € rutscht dort jedes E-Book automatisch in die 35-Prozent-Stufe; aus dem 0,99-€-Schnäppchen bleiben kaum 0,29 € übrig. Da kannst du dir also mal ausrechnen, wie viele Verkäufe es bräuchte um die vorangegangenen Kosten von 2.000 bis 6.000 € wieder reinzubekommen. Okay, vergiss es, ich hab das für dich erledigt. Es braucht zwischen 6.897 und 20.689 Verkäufen. Versuch das mal als unbekannter Autor hinzubekommen ...
Dazu kommen wie gesagt die Fixkosten, die vor dem ersten Verkauf fällig werden: Laut Reedsy müssen Self-Publisher im Schnitt 2.000 – 4.700 € allein für ein professionelles Lektorat und knapp 800 € für ein markttaugliches Cover einplanen. Ein Korrektorat, Buchsatz, ISBN-Pakete oder Illustrator-Honorar sind da noch nicht mal eingerechnet. Geschwiege denn die Arbeitszeit, die man als Autor da reinsteckt. Wer auf einzelne Dienste verzichtet, spart kurzfristig, zahlt aber oft mit schlechten Rezensionen – und die wiederum senken die Sichtbarkeit, sodass der niedrige Preis gar nicht mehr wahrgenommen wird.
Hinzu kommt die Serienlogik: Viele Indies finanzieren Band 2 mit den Einnahmen von Band 1. Sinkt der Ladenpreis unter ein tragfähiges Niveau, fehlen schlicht die Mittel für das nächste Lektorat; die Reihe bricht ab, Leser verlieren Vertrauen, und das ganze Markenaufbau-Karussell stoppt. Preisdumping klingt also kundenfreundlich, kann aber langfristig genau jene Vielfalt ausbremsen, die Self-Publishing so spannend macht.
Kurz gesagt: Ein Self-Publisher, der unter den Mindestlistenpreis rutscht oder sich dauerhaft unter 2,99 € bewegt, hat schnell weniger Marge als Werbekosten – und riskiert, dass kein Geld mehr für die nächste Story übrig bleibt. Faire Preise sind deshalb keine Gier, sondern Überlebensstrategie für Bücher abseits des Großverlages.
Kapitel 6 - Was verdiene ich an meinen Büchern?
Wie bereits in der Anleitung angekündigt, kommen jetzt Zahlen aus dem echten Leben. In der Tabelle siehst du was ich bei den jeweiligen Formaten und je nach Verkaufsplattform an den Büchern verdiene.
Format | Verkaufsplattform | Verkaufspreis | Tantiemen satz | Umsatz (vor Steuer) |
E-Book | Amazon exklusiv | 3,99 € | 70 % | 2,50 € |
E-Book | kindleunlimited | 0 € | 0,0044 € pro Seite | 2,05 € (bei 465 Seiten) |
Softcover | Amazon, Hugendubel, genereller Buchhandel | 19,00 € | ca. 9 % | 1,73 € |
Softcover | 19,00 € | ca. 33 % | 6,40 € | |
Hardcover | Amazon, Hugendubel, genereller Buchhandel | 30,00 € | ca. 13 % | 3,84 € |
Hardcover | 30,00 € | 42 % | 12,75 € |
Was die Zahlen bedeuten
E-Book vs. KU – Ein 3,99-€-Download liefert zwar nominal den höheren Ertrag (2,50 €), aber nur wenn Kund*innen kaufen statt leihen. In KU kann derselbe Titel fast Schritt halten, allerdings nur, wenn Leser*innen tatsächlich bis zur letzten Seite durchhalten. Fallen sie nach 50 Seiten aus, schrumpft der Erlös dramatisch.
Großhandel frisst Marge – Dass ein Softcover im stationären Handel bei nur 1,73 € Autorentantieme landet, liegt nicht an „Gier“ des Distributors, sondern an Handelsstrukturen: Zwischenbuchhandel plus Buchhandlung ziehen bis zu 55 % des Ladenpreises ab, bevor überhaupt die Druckkosten gedeckt sind.
Direktverkauf lohnt sich – Wer sein Publikum dazu bringt, im eigenen oder im tredition-Shop zu bestellen, steigert den Anteil auf 33 – 42 %. Eine einfache Shop-Landingpage oder Messeverkauf kann also weit mehr einbringen als 30 Amazon-Bestellungen. Falls du dich also mal gefragt hast, warum ich immer auf meinen eigenen Shop verlinke, statt auf Amazon: Das ist der Grund. Hier verdiene ich einfach deutlich mehr am einzelnen Buchverkauf.
Hardcover = mehr Risiko – Zwar wirken 12,75 € Direktanteil beim Hardcover traumhaft, doch Aufpreis und höheres Rückgaberisiko (Remissionen) machen das Format für Debüts riskanter. Viele Indies veröffentlichen Hardcover erst, wenn genug Stammleser*innen vorhanden sind. Und die Realität zeigt, die Nachfrage nach meinen Hardcovern liegen weit zurück. Meine eigene Auflage von 20 Stück, habe ich nach fast zwei Jahren noch nicht vollständig verkauft bekommen.
Preisspielraum ist eng – Der Distributor selbst lässt mich beim Verkaufspreis nicht unter 16 € gehen, da damit die Kosten für Druch und den Handel gerade so gedeckt werden. Zwar könnte ich es damit immer noch günstiger als aktuell anbieten, verdiene damit aber keinen Cent mehr.
Die Tabelle belegt, warum Self-Publisher*innen selten „einfach günstiger“ anbieten können: Unterhalb dieser Preisgrenzen bricht die Kalkulation weg – und mit ihr die Möglichkeit, überhaupt neue Bücher zu finanzieren. Ich weiß, dass aktuell jeder schauen muss, wo er mit seinem Geld bleibt und ein Buch für knapp 20 € einfach oft nicht mehr drin ist. Aber jetzt verstehst du vielleicht, warum gerade Selfpublisher diese Preise aufrufen.

Kapitel 6 - Und was darf ein Buch nun kosten?
So viel, dass alle Beteiligten weiter atmen können. Das ist der kürzeste Nenner, den man nach all den Zahlenspielen ziehen kann. Bei gedruckten Romanen unter heutigen Bedingungen bedeutet das: Ein schlankes Taschenbuch von rund 300 Seiten muss irgendwo zwischen 13 und 16 € liegen, damit Papier, Druck, Handelsspanne, Tantieme und ein kleiner Puffer für Rücksendungen gedeckt sind. Ein Hardcover braucht – wegen schwerem Papier, Fadenheftung, Lager- und Transportrisiko – eher 25 bis 30 €. Wer deutlich darunter bleibt, finanziert die Differenz aus eigener Tasche oder aus Abstrichen bei Qualität und Langlebigkeit.
Beim E-Book lautet der faire Korridor 3,99 bis 7,99 €. Darunter frisst die 35 %-Schwelle bei Amazon jede Marge; darüber steigt die Kaufhürde stark an und kippt ab 9,99 € in die niedrigere Tantiemenstufe. Für Debüts, Serienauftakte oder Aktionszeiträume kann man vorübergehend tiefer gehen – sofern eine Countdown-Promo die 70 % rettet – aber als Dauerpreis entwerten Centbeträge die eigene Arbeit und die des gesamten Marktes.
Entscheidend ist: Der Endpreis ist kein Moralurteil, sondern eine Mischkalkulation aus Rohstoffen, Fixkosten, Plattformgebühren und Autor*innenhonorar. Zehn Stunden Lesevergnügen für den Gegenwert eines Coffee-to-go bleiben eine der günstigsten Kulturleistungen überhaupt. Wenn der Preis das ermöglicht, was du als Leser*in suchst – eine sauber lektorierte, schön gestaltete, mit Herzblut geschriebene Geschichte – dann darf das Buch genau so viel kosten. Nicht mehr, nicht weniger.
Fazit – Fair zahlen, fair schreiben
2025 entsteht der Buchpreis aus Rohstoffschocks, Energie, Händlergebühren und der alten Wahrheit, dass Lektor*innen Miete zahlen müssen. Ein 4,99-€-E-Book oder ein 20-€-Paperback ist selten Abzocke, sondern das Minimum, damit Autorinnen weiter Geschichten liefern können. Dumping klingt verlockend, untergräbt aber langfristig Qualität und Vielfalt. Also gönn deinem nächsten Lieblingsroman ruhig den vollen Preis – er finanziert nicht nur Papier und Pixelspeicher, sondern das kreative Herz dahinter.
Und wenn es die Möglichkeit gibt, dann kauf das Buch beim Selfpublisher selbst oder frage, wo es ihm am meisten hilft. Für dich macht es keinen Unterschied, die Preise sind überall die gleichen. Aber beim Selfpublisher ist es tatsächlich ein sehr großer.
Hab noch einen wunderschönen Tag!
Dein Jerry
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