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[☆009] Die Farm (Halloween Special) - Kurzgeschichte

Happy Halloween 🎃


ich habe mir was ganz besonderes für dich überlegt und eine schön schaurige Geschichte geschrieben, die dir hoffentlich das Gruseln lehrt. Mir macht das schreiben von gruseligen Geschichten super viel Spaß, ich mach es nur viel zu selten. Aber vielleicht bekommst du hier in Zukunft ja noch mehr zu lesen.

Denn da ich mich gerne von Mythen und den Erzählungen von verschiedenen Wesen inspirieren lasse, gehen mir die Ideen quasi niemals aus. Im Falle von "Der Farm" habe ich mich an Betobeto-san aus einer japanischen Gruselgeschichte orientiert.


Ich empfehle einen dunklen Raum zum lesen 😜

Lass dich nicht fressen und viel Spaß!


Dein Jerry


Eine Farm

Die Farm

Die Halloween Nacht ist bereits in vollem Gange. Doch obwohl Chris sich eigentlich jedes Jahr darauf freut, macht es ihm heute gar keinen Spaß. Seit Stunden sitzt er in einem kleinen rauchigen Raum mit seinen Kumpels, die sich alle mit billigem Alkohol zugeschüttet haben. Er selbst ist noch nüchtern und damit der einzige in der Runde, der noch einen geraden Satz zustande bringt. Genervt sieht er dabei zu, wie die Jungs anfangen, sich gegenseitig Süßigkeiten in die Nase stecken. Ab jetzt würde es nur noch schlimmer werden.


Kurzerhand steht er auf und verlässt die Kellerparty. Ungesehen tritt er aus dem Haus und atmet die klare Nachtluft ein. Jetzt erst bemerkt er die Schmerzen, die hinter seinen Schläfen pochen. Er versucht sie zu ignorieren und sieht sich auf der Straße um. Die Nachbarn haben sich dieses Jahr besonders viel Mühe gegeben. Überall hängen Plastikkürbisse, Geister aus Klopapier und gruslige Lichterketten. Einige der blütenweißen Gartenzäune wurden sogar mit Fakeblut beschmiert und ein besonders witziger Geselle hat eine Sexpuppe sporadisch angezogen und an einem Baum erhängt.

Obwohl es bereits auf Mitternacht zu geht, ist die Straße noch immer gut mit Leben gefüllt. All die kleinen Draculas, Zombies und Hexen wuseln von Tür zu Tür, um so viel Süßkram zusammen zu bekommen, wie nur irgend möglich. Nichts würde sich Chris gerade mehr wünschen, als da einfach mitmachen zu können.

Den Kopf schüttelnd, wendet er sich ab und geht die Straße entlang bis zu einer Abzweigung. Er selbst wohnt etwas weiter außerhalb des Dorfes auf einer kleinen Farm und hat noch einen ordentlichen Heimweg vor sich. Er biegt ab und schon verpufft der ganze Halloween-Charme. Denn ab hier scheint alles wie immer. Keine kitschige Deko, Lichter oder lachende Kinder.


Chris folgt dem Weg, ohne zu zögern, und mit jedem Schritt verblassen die Geräusche immer weiter. Schon bald stellen seine Schritte die einzige Geräuschkulisse dar. Das gibt ihm genug Gelegenheit, sich über sich selbst zu ärgern. Er mag diese Art von Partys eigentlich gar nicht, lässt sich aber trotzdem jedes Mal wieder dazu überreden. Ein ruhiger Abend mit Netflix und Popcorn wäre ihm deutlich lieber gewesen. Oder eben Süßes oder Saueres ...

So in seinen Gedanken versunken bemerkt er es nicht gleich, doch plötzlich horcht er auf. Ganz deutlich erklingen hinter ihm Schritte. Chris ignoriert es. Er ist schließlich nicht der Einzige auf den Straßen. Doch da die Schritte weder langsamer, noch schneller werden, wendet er sich nach einer Weile dennoch um.

Er sieht nichts, außer den üblichen Müllbeuteln, die von einer flackernden Laterne angestrahlt werden. Stehenbleibend sieht er sich genauer um. Doch die Geräusche sind weg und er kann niemanden in der Dunkelheit entdecken.


Mit den Schultern zuckend geht er weiter. Wieder erklingen die Schritte. Sie wirken seltsam hölzern und schwer. Chris achtet jetzt mehr auf sie. Scheinbar erlaubt sich da jemand seinen Spaß mit ihm, denn die Geschwindigkeit ist nun an seine eigene angepasst. Kurzerhand läuft er los, rennt um zwei Ecken und bleibt dann abrupt hinter einer Mauer versteckt stehen. Wer auch immer ihm folgt, würde sicher gleich an ihm vorbei laufen.

Die Schritte sind ihm eindeutig gefolgt. Doch kaum steht er still, verstummen sie wieder. Langsam nervt es ihn. Er springt um die Mauer und ruft: «Hör auf mit dem Scheiß und zeig dich!»

Nichts und niemand rührt sich. Er ist allein auf der Straße. Ein kalter Luftzug zieht an ihm vorbei und lässt ein Windspiel klingeln. Irgendwo in der Nähe miaut eine Katze. Doch sonst ist es still. Verwirrt starrt Chris die Straße entlang. Egal wie sehr er sich auch anstrengt, er findet niemanden.

Ein Schauer läuft ihm über den Rücken und ein unheimlicher Gedanke schleicht sich in seinen Kopf. Was wenn ihn ein Geist verfolgt? Ein Monster vielleicht?


«Nein, das ist doch Schwachsinn! Sowas gibt es nicht.», murmelt er vor sich hin. Schnell dreht er sich wieder um und geht weiter. Die Schritte setzen erneut ein und Chris eilt im Stechschritt durch die dunklen Gassen. Erst als der Pfad die Ortschaft verlässt und in einen Wald mündet, wird er langsamer.

Ihm ist bei der ganzen Aufregung entfallen, dass er ein ganzes Stück durch den Wald durch muss, um nach Hause zu kommen. Normalerweise kein Problem, doch mit seinem Verfolger an den Hacken, ein unheimliches Unterfangen. Zudem scheinen die Schritte langsam näher zu kommen.


Wie lange dauert es noch, bis ihm irgendein verfluchtes Wesen in seinen Nacken atmet? Ihm die Haut abzieht oder ihn zu seines Gleichen verunstaltet? Ein Schauer läuft ihm den Rücken runter und Angst macht sich in Chris breit. Zitternd dreht er sich erneut um. Er geht sogar einige Schritte rückwärts, doch da er wieder nichts sieht, betritt er vorsichtig den Wald.

Mittlerweile zittert er am ganzen Körper, gleichzeitig ist ihm derart heiß, dass Schweiß über sein Gesicht rinnt. Je tiefer er in den Wald geht, desto größer wird seine Angst und er malt sich bereits sein Ende in sämtlichen Formen und Farben aus. Eines blutiger als das andere.


Die allumfassende Dunkelheit verschlingt ihn, nur noch schemenhaft erkennt er die Bäume. Schnell fällt ihm auf, dass sämtliche Geräusche fehlen. Keine Tiere im Unterholz, keine Käuzchen und auch der Wind scheint verstummt.

Dafür klingen die Schritte verstärkt und hallen von den Bäumen wieder. Gehetzt sieht sich Chris immer wieder um. Je öfter er hinter sich blickt und niemanden sieht, desto größer wird seine Panik. Sein Herz rast wie bei einem Marathon.

Er weiß, dass jemand hinter ihm her ist. Ganz offensichtlich ein Streich. Ein dummer Witz vermutlich. Er hat wohl kürzlich jemanden wahnsinnig verärgert. Verzweifelt versucht er, sich einzureden, dass es eine logische Erklärung gibt. Doch keine davon scheint ihn tatsächlich zu beruhigen.


Endlich erkennt er in der Ferne ein Licht. Sein Zuhause! Er fängt an zu rennen, der Dunkelheit zu entkommen. Die Schritte werden lauter, kommen näher und ehe er die Haustür des alten Bauernhauses erreicht, kommen sie bei ihm an. Aufschreiend dreht er sich um und schlägt zu. Seine Hand durchbricht eine unsichtbare Masse, die sich kalt und flüssig um ihn windet. Er schlägt ohne Widerstand durch, fällt zurück und knallt gegen die Tür.

Chris starrt in die Nacht. Die Schritte sind verstummt und niemand steht vor ihm. Ein Blick auf seine Hand bestätigt ihm allerdings, dass er ganz sicher nicht alleine ist.

Ein seltsames Mal wird auf seinem Arm sichtbar. Grünliche Tinte hat sich unter seiner Haut gesammelt und bildet ein kurioses Muster. Verzweifelt versucht er, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Ohne etwas zu sehen, greift er nach der Tür, öffnet sie und verschwindet im Haus. Unzählige Tränen rinnen über sein Gesicht. Er versteht es nicht, nichts von alle dem. Doch er ist noch am Leben und dafür unendlich dankbar.


Ohne sich auszuziehen, legt er sich in sein Bett und schläft ein. Er bemerkt nicht mehr wie eine schwarze wabernde Masse durch die Ritzen in den Wänden ins Zimmer kriecht. Sie sammelt sich vor seinem Bett und starrt auf Chris runter. Blut tropft von den spindeldürren Krallen, die nun auch nach dem Jungen greifen. Doch ehe es ihn erreicht, zuckt es zurück. Es verzieht sein Gesicht zu einer schauderhaften Grimasse und verschwindet wieder.

Das leicht grünliche Leuchten, das von Chris ausgeht, hält es davon ab ihn zu verschlingen. Der Rest der Bewohner, der kleinen Farm, hatte jedoch nicht so viel Glück. Die Tragödie hat gerade erst begonnen.




Hier findest du die Fortsetung -> https://www.hangaia.de/kurzgeschichte-farm-osterhase



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